Astrophysiker elektrisiert: Zeigt der Exo-Planet K2-18b wirklich Spuren von Leben?
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Universum: Neue Spuren von Leben auf Exo-Planet K2-18b?•
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Universum: Neue Spuren von Leben auf Exo-Planet K2-18b?Universum: Neue Spuren von Leben auf Exo-Planet K2-18b?Astrophysiker elektrisiert Zeigt der Exo-Planet K2-18b wirklich Spuren von Leben?Cambridge · In 124 Lichtjahren Entfernung hat eine Forschergruppe der britischen Universität Cambridge auf dem Planeten K2-18b Indizien für bestimmte Moleküle entdeckt. Auf der Erde stammen die von Plankton in Meeren. Auch auf der fernen Welt? Die Datenlage ist unsicher.•
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So könnte der Planet K2-18b aussehen.•
Jeder, der schon einmal am Meer war, kennt den typischen Geruch des Ozeans. Der Grund ist das schwefelhaltige Molekül Dimethylsulfid oder kurz DMS. Und auf der Erde wird es von Mini-Algen, dem sogenannten Phytoplankton, erzeugt. Nun behauptet eine Forschergruppe um den aus Indien stammenden britischen Astrophysiker Nikku Madhusudhan der Universität Cambridge, dass man DMS im Weltall entdeckt hat. Genauer gesagt in der Atmosphäre des Planeten K2-18b in 124 Lichtjahren Entfernung. Weil das Molekül auf der Erde nur von Lebewesen produziert wird, kam es schnell im Internet zu einem Schnellschuss. Leben auf einer anderen Welt sei entdeckt worden. Und das ist etwas, das die Forschergruppe zumindest in der Form nie behauptet hat. Sie sprechen nur von einem möglichen biologischen Ursprung. Und schaut man sich die Ergebnisse genauer an, ist die Beweislage tatsächlich unsicher.Die Wissenschaftler hatten die Behauptung bereits im Oktober 2023 gemacht, als sie die Daten des James-Webb-Weltraumteleskops analysiert hatten. Nach weiteren Beobachtungen schreiben sie nun, dass sie DMS und vielleicht auch das verwandte Molekül Dimethyldisulfid entdeckt haben. Allerdings erklärt die Universität Cambridge selbst, dass die statistische Signifikanz der Analyse „Drei Sigma“ erreiche. Das heißt: Es gibt eine Wahrscheinlichkeit von 0,3 Prozent, dass das Ergebnis rein zufällig ist. Das klingt nach wenig. Im Umkehrschluss heißt das schließlich auch, dass man zu 99,7 Prozent sicher ist. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das jedoch immer noch viel zu ungenau. Für einen Nachweis muss man sich zu 99,99994 Prozent sicher sein. Und davon ist das Ergebnis weit entfernt.Zumal der Planet selbst nicht unbedingt einladend scheint. K2-18b ist eine Welt mit dem 5,2-fachen Erd-Durchmesser. Das sind etwa 33.000 Kilometer. Er hat zwar fast 8,6-mal mehr Masse als unsere Heimat, aber seine Oberflächen-Schwerkraft ist nur etwa 1,3-mal höher. Das spricht nicht für eine massive Welt mit einer festen Kruste. Tatsächlich soll es sich um einen Hycean-Planeten handeln. Ein Begriff, den unter anderem der Leiter der Forschergruppe, Nikku Madhusudhan, geprägt hat. Der Grund ist, dass man Wasserstoff auf dem Planeten entdeckt hat. Englisch Hydrogen oder „Hy“. Und auch Wasserdampf, was für einen „Ocean“ sprechen kann. Die Kombination der Buchstaben ergibt das Kofferwort „Hycean“. Allerdings könnte K2-18b auch eher Neptun mit einer „dicken“ Wasserstoff-Atmosphäre gleichen als einer Meereswelt.Die spektakulären Bilder des James-Webb-WeltraumteleskopsDas muss jedoch nicht gegen Leben sprechen. Zumal der Planet seinen Stern in nur 33 Tagen in der sogenannten habitablen Zone umkreist. Das bedeutet, dass die Temperaturen auf der fernen Welt zwischen minus 23 Grad und plus 27 Grad Celsius liegen und Leben erlauben können. Wenn da nicht der Stern wäre, den K2-18b umkreist.Es handelt sich um eine rote Zwergsonne im Sternbild Löwe mit weniger als der halben Masse und dem halben Durchmesser der Erde. Und die zeigt bisweilen eine hohe Aktivität mit heftigeren Ausbrüchen als bei unserer Sonne. Der Planet K2-18b ist darum immer wieder Röntgen- und UV-Strahlung ausgesetzt.Schwarze Löcher, ferne Galaxien, explodierende SonnenDennoch hat die Arbeit der Cambridge-Wissenschaftler eine 1000-fach höhere Konzentration von DMS oder DMDS gemessen als auf der Erde. Das klingt nach unserem derzeitigen Verständnis ein wenig suspekt. Auf dem Planeten müssten die Verbindungen dann beständig und mit einer gewissen Intensität gebildet werden. Trotz der Bedingungen in dem System und auf der Welt.Die größten Zweifel liegen jedoch in der irdischen Voreingenommenheit. Nur weil die Moleküle auf der Erde von Phytoplankton gebildet werden, heißt es nicht, dass es überall so ist. Es können noch unbekannte chemische Vorgänge auf K2-18b ablaufen, die nichts mit Leben zu tun haben. Beispielsweise wurde DMS auch auf dem Kometen „67P/Churyumov-Gerasimenko“ nachgewiesen, den die europäische Raumsonde Rosetta intensiv untersucht hat. Ohne außerirdische Lebensformen als Ursache.Das britische Forscherteam will nun weitere Daten mit dem James-Webb-Weltraumteleskop sammeln. In der Hoffnung, ihre Ergebnisse zu bestätigen. Eventuell werden sie dadurch aber auch widerlegt.